Paladins verlieren Hitzeschlacht in Münster mit Rumpfkader


Die Solingen Paladins unterliegen Aufsteiger Münster Blackhawks knapp mit 12:7

Blackhawks - Paladins
Blackhawks - Paladins
Foto: Sportfotografie.ms

20 Sekunden nach dem letzten Pfiff herrschte im Münsteraner Preußenstadion Totenstille. Niemand wusste, welches Zeichen der Hauptschiedsrichter anzeigen und damit über den Sieger des Spiels entscheiden würde. Da nicht zweifelsfrei entschieden werden konnte, ob Ryheem Skinner vor dem Erreichen der Goalline gestoppt worden war oder nicht, verweigerten die Referees dem in der Endzone liegenden Skinner den Touchdown und kürten somit die Blackhawks somit zum Sieger eines wahren Footballkrimis.

Doch was war in den 48 Minuten Spielzeit davor geschehen? Bei extrem hohen Temperaturen erfolgte der Kickoff durch Münster um 15 Uhr vor einer gut besuchten Haupttribüne im Preußenstadion. Die Solinger waren verletzungs- und urlaubsbedingt mit einem absoluten Rumpfkader angereist. Neben dem gesperrten Basiru Jobe fehlten unter anderem die Defensive-Stützen Batuhan Giray, Maximilian Janßen, Felix Losch, Sascha Riedel und Till Enstipp. Besonders hart trafen dann noch die Abwesenheit von Teamcaptain Jan Berens und Allzweckwaffe Jeremy Konzak, der zeitgleich die Rolle des Ersatz-Quarterbacks innehat. Demnach fehlte derjenige, der im Notfall den Starting-QB vertreten muss. „Grundsätzlich ist das kein Problem, jedoch mussten wir am Freitag entscheiden, dass wir Tom (van Duijn) nicht einsetzen würden. Das riss in unsere Personalplanung ein riesiges Loch. Wir sind alle sehr dankbar, dass Mikka (Konzak) bereit war, diese Rolle so kurzfristig einzunehmen“, so Offensive-Coordinator Carsten Schumacher, der sich sogar auf den ´Worst Case´ vorbereiten musste und sich selber mit Helm und Shoulderpads an die Sideline stellte. „Letztendlich haben wir nicht wegen des letzten Spielzugs oder der Entscheidung der Schiedsrichter verloren – wir hatten 4 Quarter Zeit, dieses Spiel für uns zu entscheiden“, resümierte am Ende Headcoach Klaudiusz Cholewinski.

Die 100 mitgereisten Paladins-Anhänger honorierten die Leistung des Minikaders dennoch mit minutenlangen „Paladins-Rufen“ von der Tribüne. Mit dieser Niederlage befinden die Paladins sich zwar weiterhin im unteren Mittelfeld der GFL2 Nord, stehen dort aber nun punktgleich mit den Blackhawks.

1. Quarter
Das Spiel begann mit einem Kickoff der Blackhawks. Die Solinger Offensive wurde angeführt von Mikka Konzack, da die Verletzung von Starting-QB Tom van Duijn sich im Laufe der Woche doch als schwerer als gedacht herausgestellt hatte. Durch die Verschiebung des Spiels stand zudem der etatmäßige Ersatz, Jeremy Konzack, auch nicht zur Verfügung, so musste also kurzfristig dessen Bruder Mikka auf´s Feld. Es begann ein erstes Abtasten beider Teams, bei dem die Blackhawks dann jedoch mit einem langen Pass Ernst machten und mit 6:0 (PAT fail) in Führung gingen. Die Paladins blieben ruhig, erzielten über Konzack einige First Downs, konnten jedoch nicht ausgleichen.

2. Quarter
In der Defense stachen nun plötzlich Spieler hervor, die normalerweise im zweiten Glied auf ihren Einsatz warten mussten. Herausragend dabei Linebacker Jan Offermann, der als 18-Jähriger in seiner ersten Saison bei den Senioren gleich zwei Quarterback-Sacks für sich verbuchen konnte. „Jan hat ein wahnsinnig gutes Spiel gemacht. Ich bin unglaublich stolz auf ihn“, lobte Headcoach Cholewinski seinen Youngster. Konzack spielte sich zudem immer besser ein und traf seine Anspielstationen immer sicherer. Kurz vor Ende der Halbzeit landete dann ein kurzer Pass bei Harry Ballard, der sich von seinem Gegenspieler losreißen und über 20 Yards zum 6:7 in die Endzone sprinten konnte (PAT Christian Friedrich). Der erneut fehlerfrei spielende Cameron Jones sicherte mit einer Interception die knappe Halbzeitführung.

3. Quarter
Nach der Pause starteten die Blackhawks mit dem Ballbesitz. „Unsere Jungs waren ab Mitte des dritten Quartes beinahe stehend KO. Trotzdem hielten sie lange Stand“, schwante Headcoach Cholewinski schon in der Pause Böses. Noch sollten sich seine Vorahnungen jedoch nicht bewahrheiten. In der Offense fand Ryheem Skinner immer wieder kleine Löcher für guten Raumgewinn und Konzack baute eine Verbindung zu Ballard auf. Die Verteidigung stand weiterhin solide. Michael Stadler, Mike Jesinghaus, Jakob Skolik und immer wieder Jan Offermann stoppten den gegnerischen Ballträger für Raumverlust.

4. Quarter
So ging es mit 6:7 ins letzte Quarter. Die Stimmung im Stadion wurde deutlich intensiver, während beide Abwehrreihen weiterhin dominierten. Sieben Minuten vor Schluss wollten die Blackhawks dann per Fieldgoal in Führung gehen. Der Kick landete knapp links neben den Stangen, sodass die Solinger noch immer knapp vorne lagen. Die Paladins betraten den Platz und wollten nun die Zeit herunterlaufen lassen, bis ein folgenschwerer Fehler zu einem Ballverlust kurz vor der eigenen Endzone führte. Einige hektische Aktionen später führte Münster dann doch per Touchdown mit 12:7 (Conversion fail). Das Stadion stand Kopf. Die Paladins kämpften sich dann bis auf die 1-Yard-Line an die Endzone heran und hatten 10 Sekunden vor Ende noch zwei Versuche, die letztendlich jedoch nicht erfolgreich waren.

Wir danken den Blackhawks für das faire Spiel und wünschen allen Verletzten gute Besserung. Für die Paladins steht nun am Samstag das nächste Spiel in Rostock bei den Griffins an.

Kommentare zum Spiel
Klaudiusz Cholewinski, Headcoach: „Wir wussten, dass dieses Spiel heute knapp werden würde. Uns fehlten letztendlich acht wichtige Führungsspieler. Irgendwann kann man die nicht mehr ersetzen. Trotzdem waren wir die ganze Zeit auf Augenhöhe und hätten die entscheidenden Aktionen machen können. Insofern haben wir das Spiel nicht in den letzten Sekunden verloren sondern in den vier Quartern davor.“

Carsten Schumacher, Offensive-Coordinator: „Was soll ich nach so einer Niederlage sagen? Ich bin unglaublich stolz auf Mikka, der das Team angeführt hat. Die Jungs haben ihn vor , während und nach dem Spiel gestützt. Das zeigt Moral und Teamgeist, was manchmal vielleicht sogar wichtiger ist als ein Sieg.“

Jens Merten, Pressesprecher: „Wir sehen an den Ergebnissen, wie eng diese Liga beisammen liegt. Grundsätzlich kann jeder jeden schlagen und es hängt manchmal an Details. Heute hat uns die Verschiebung des Spieltermins böse erwischt. Wir haben einige Familienväter, die ihren Urlaub extra in die freien spielfreien Wochen gelegt hatten. Aber das kann nächstes Mal ein anderes Team treffen. Insofern darf es keine Ausreden sein. Nun ist das Rückspiel im Walder Stadion am 9. September umso interessanter.“

 

 

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