NCAA - US College-Football

NCAA

Seit mehr als 100 Jahren gibt es in den USA den College Football, den American-Football-Spielbetrieb an den Universitäten und Colleges des nordamerikanischen Staates. Die College-Football-Liga NCAA (National Collegiate Athletic Association) begeistert so viele Fans, wie keine andere Nachwuchs- oder Amateurliga der Welt. Die Bildungseinrichtungen verfügen über riesige, bis zu 100.000 Zuschauer fassende Stadien, die zumeist ausverkauft sind. Am Spielbetrieb beteiligen sich hunderte einheimische Hochschulen.

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Ursprünge des College-Footballs

Die historischen Wurzeln des College-Footballs lassen sich bis zum 6. November 1869 zurückführen. An diesem Tag spielten die Rutgers University und die Princeton University in New Brunswick, New Jersey, erstmals nach fußballähnlichen Regeln gegeneinander. Als fünf Jahre später das Team der Harvard-Universität auf das Rugby-Team der im kanadischen Montreal ansässigen McGill University traf, wurden Kompromissregeln angewendet, die heute als Ursprünge des American und des Canadian Football gelten.

Maßgeblich für die Entwicklung des Football-Regelwerks war insbesondere Walter Camp, der ab 1876 an der Yale-Universität spielte und später als Trainer und Funktionär agierte. Beispielsweise schuf er im Jahr 1880 die Line of Scrimmage, eine imaginäre Linie, die parallel zu den Goallinien quer über das Spielfeld verläuft und im Moment der Ballübergabe vom Center zum Quarterback (Snap) nicht überschritten werden darf. Außerdem begrenzte er die Anzahl der Spieler auf elf, entwickelte die noch heute geltende Standard-Offensive-Formation und führte das System der Downs ein, das einseitig auf Ballkontrolle ausgerichtete Strategien verhindern sollte.

Rasch gewannen die nach den neuen Regeln ausgeführten Spiele der Studenten der „Ivy League“-Elite-Universitäten an der Ostküste an Popularität. Schon in den 1819er Jahren fanden sich bis zu 30.000 Zuschauer in den Stadien ein. Zwar gab es zu dieser Zeit bereits außeruniversitäre Wettkämpfe, die erste professionelle Ansätze erkennen ließen, es sollte jedoch noch einige Jahrzehnte dauern, bis diese aus dem Schatten des College-Footballs hervortraten.

Geschichte der National Collegiate Athletic Association

Bei der NCAA handelt es sich um einen Freiwilligenverband, über den eine Vielzahl von Universitäten und Colleges der USA ihre Sportprogramme organisiert. Auch wenn unter dem Dach dieser Organisation mittlerweile zahlreiche Sportarten zusammenlaufen, liegt ihr eigentlicher Ursprung im College-Football. Dieser war in seinen Anfangsjahren deutlich gefährlicher als heute. Schutzausrüstungen für die Spieler gab es nicht und viele der derzeit geltenden Spielregeln waren noch nicht aufgestellt. Jährlich starben mehr als ein Dutzend Aktive.

Als im Jahr 1905 achtzehn Todesfälle zu beklagen waren, forderte der damalige US-Präsident Theodore Roosevelt die Einführung neuer Regeln, die das Spiel sicherer machen sollten. Es wurde ein Treffen mit den Vertretern der drei renommiertesten Universitäten der Ivy League, Princeton, Harvard und Yale, arrangiert, um entsprechende Schritte zu diskutieren. Diese Treffen führte am 31. März 1906 zur Gründung der IAAUS (Intercollegiate Athletic Association of the United States), der die Aufgabe übertragen wurde, Regeln für den Amateursport in den USA aufzustellen. Aus dieser Organisation ging im Jahr 1910 die National Collegiate Athletic Association hervor.

Struktur des College-Footballs

College-Football wird an zahlreichen Universitäten gespielt, die von der NCAA wie folgt eingeteilt werden:

  • Division I – Football Bowl Subdivision (FBS, bis 2005 Division I-A)
  • Division I – Football Championship Subdivision (FCS, bis 2005 I-AA)
  • Division II
  • Division III

Die wichtigste davon, die Division 1 bzw. FBS, besteht aus rund 130 Mannschaften, die in folgende elf Conferences von zehn bis fünfzehn Teilnehmern zusammengeschlossen sind:

  • American Athletic Conference (The Amercian)
  • Atlantic Coast Conference (ACC)
  • Big Ten Conference (Big Ten, B1G)
  • Big 12 Conference (Big 12)
  • Conference USA (C-USA)
  • Mid-American Conference (MAC)
  • Mountain West Conference (MW, MWC)
  • Pac-12 Conference (Pac-12)
  • Southeastern Conference (SEC)
  • Sun Belt Conference (Sun Belt)

Hinzu kommt die Division I FBS Independents, die allerdings genaugenommen keine Conference ist. Es handelt sich vielmehr um Schulen, deren Football-Teams in keiner anderen Conference spielen, die aber Konferenzmitgliedschaften für andere Sportarten haben.

Die Spieler im College Football

Anders als im Profi-Football verdienen die Spieler der College-Teams kein Geld. Zwar ist der College-Football inzwischen ein Milliardengeschäft, die Universitäten dürfen Ihre Aktiven jedoch nicht bezahlen. Die meisten Spieler im College-Football kommen aus dem Umland der Universitäten. Sie haben eine enge Bindung zur jeweiligen Region und dienen als Identifikationsfiguren. Anders als in der National Football League (NFL) werden sie nicht gedraftet, sondern „rekrutiert“. Das bedeutet, der Spieler sucht sich die Uni aus.

Es handelt es sich demzufolge um ganz normale Studenten, wobei es eine Unterscheidung gibt zwischen denen, die zum Teil hohe Studiengebühren aufbringen müssen und meist in den zweiten Mannschaften der Top-Colleges spielen, und jenen, die ein Sportstipendium erhalten, das teilweise auch Kost, Logis, Büchergeld etc. inkludiert. Wie viele dieser Stipendien vergeben werden und nach welchen Kriterien dies geschieht, legt die National Collegiate Athletic Association fest.

Für gewöhnlich spielen die Studenten vier Spieljahre am College. Dabei tragen sie in jedem Jahr andere Bezeichnungen. Während des ersten Jahres werden die Spieler Freshman genannt, im zweiten Sophomore, im dritten Jahr Junior und im vierten Senior. Spieler, die durch einen Abbruch des Studiums die Anzahl ihrer Spieljahre verkürzen, tragen die Bezeichnung Underclassman. Auf das Risiko, die Schule ohne Schulabschluss zu verlassen, gehen üblicherweise nur Spieler ein, die sich schon nach drei Spieljahren Chancen auf einen Vertrag in der NFL ausrechnen.

Letztendlich erhalten nur knapp 300 der fähigsten Spieler eine Einladung zum sogenannten Scouting Combine der NFL, bei dem die Talentsucher der Profi-Mannschaften sie in Hinblick auf den im April stattfindenden NFL Draft bewerten. Natürlich ist auch eine Verlängerung oder eine Wiederaufnahme der Hochschulausbildung möglich. Die Spieldauer im Football-Team ist aber grundsätzlich auf vier Jahre beschränkt, weshalb auch die dafür gewährten Stipendien nach dieser Zeit wegfallen und Studiengebühren zu zahlen sind.

College Bowls und Meisterschaften

Im College-Football tragen die Mannschaften ihre Spiele weitgehend unabhängig voneinander innerhalb ihrer Conferences aus. Jede Uni besitzt einen individuellen Spielplan und absolviert, von den Independents abgesehen, sieben bis neun Spiele gegen die Rivalen in der eigenen Conference und drei bis fünf „out of conference games“. Am Saisonende darf jede Uni mit mindestens 50 Prozent Siegquote eine Bowl spielen.

Wöchentliche Abstimmungen, sogenannte Polls, begleiten den Kampf um die Meisterschaft. Dabei erstellen Journalisten (United Press International, Associated Press), Trainer und andere Experten College Rankings der 25 besten Mannschaften. Hierbei spielen nicht nur reine Siege eine Rolle, sondern insbesondere eindrucksvolle Spiele gegen möglichst starke Gegner.

Wurde der Landesmeister ursprünglich per Abstimmung gewählt, gab es ab 1998 die Bowl Championship Series (BCS), eine Absprache der sechs bedeutendsten Conferences, nach der die Mannschaften in den vier wichtigsten Spielen so verteilt werden, dass es zum Saisonende zu einer Entscheidung kommt. Dieses Verfahren war allerdings sehr umstritten und wurde deshalb im Jahr 2014 durch ein neues Playoff System ersetzt. Bei diesem entscheidet ein Gremium aus 13 Personen, welche vier Teams am Ende der Saison die Playoffspiele austragen.

Die Heisman Trophy

Der beste College-Football-Spieler wird von der National Collegiate Athletic Association seit 1935 jährlich mit der Heisman Trophy geehrt. Namensgeber für diese Auszeichnung ist der ehemalige College Coach und Vorsitzende des Downtown Athletic Clubs John W. Heisman. Bis 2002 wurde der Pokal im Downtown Athletic Club in Manhattan, New York, verliehen. Seither findet die Verleihung im Yale Club in Manhattan statt. Bislang gab es nur einen einzigen Spieler, der die Trophy zweimal gewann: den bei den Ohio State Buckeyes spielenden Runningback Archie Griffin (1974, 1975). Zu den bekanntesten Preisträgern gehört der einstige Footballspieler O. J. Simpson, der zu Beginn der 1990er Jahre verdächtigt wurde, seine Frau ermordet zu haben.

Fighting Irish – Team mit Kultstatus

Die Mannschaft der University oft Notre Dame du Lac aus dem US-Bundesstaat Indiana genießt in den USA wegen ihrer erfolgreichen Vergangenheit Kultstatus. Mit elf Meistertiteln zählen die Fighting Irish zu den erfolgreichsten Teams im College-Football. Das Outfit der Mannschaft besteht aus einem weiß nummerierten navy-blauen Jersey, goldfarbener Hose und einem goldenen Helm ohne Verzierungen.

In ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte erzielten die Irish 811 Siege und damit eine Erfolgsquote von 74,4 Prozent. Berühmt wurde das Team bereits in den 1920er Jahren, als es 88 Prozent seiner Spiele siegreich beendete. Mit vier Spielern, die unter dem Namen Four Horsemen of Notre Dame bekannt wurden, gewannen sie die nationale Meisterschaft in der Saison 1924/1925.

Die Heimspiele der Irish finden im Notre Dame Stadium statt, in dem 80.795 Zuschauer Platz haben. Trotz dieser Dimensionen ist das Stadion bei allen Heimspielen ausverkauft, weshalb die Eintrittskarten fest zugeteilt werden. Während Studierende, Lehrkräfte, Angestellte und Gönner Tickets einfach erwerben können, müssen ehemalige Studenten das Recht für den Ticketkauf in einer Lotterie gewinnen.

Die Trainerlegende Nicholas Lou Saban

Der am 31. Oktober 1951 in Fairmont, West Virginia, geborene Nich Saban spielte zunächst (1970 bis 1972) als Defensive Back für die Kent State University, bevor er bis 1989 als Assistenztrainer bei verschiedenen College-Mannschaften tätig war. Mit den Toledo Rockets betreute er im Jahr 1990 sein erstes Team als Head Coach. Schon ein Jahr später ging er zu den Cleveland Browns in die NFL (National Football League), wo er als Defensive Coordinator arbeitete. Von 1995 bis 1999 trainierte er das College-Team der Michigan State University und ab 2000 für vier Jahre die Mannschaft der Louisiana State University, mit der er 2001 und 2003 den Sugar Bowl gewann, der im Jahr 2003 zugleich das BCS National Championship Game war. Nach dem Sieg 2003 kürte ihn die Associated Press zum National Coach of the Year. Überdies erhielt er den Paul Bryant Award als bester College-Trainer des Jahres. Ab 2005 ging er für zwei Jahre zurück in die NFL, wo er die Miami Dolphins trainierte, bevor er 2007 zur University of Alabama wechselte. Mit dieser gewann er das BCS National Championship Game in den Jahren 2010, 2012, 2013 und 2016.

Natürlich gibt es im College-Football noch weitere Trainerlegenden, beispielsweise Joe Paterno, Bobby Bowden, Bear Bryant, Lou Holtz, Bo Schembechler und Howard Schnellenberger.

Skandale im College-Football

Wie viele andere Sportarten hat auch der College-Football seine Skandale. Einer der bedeutendsten war der Ponygate-Skandal, auch als SMU-Football-Skandal bezeichnet, der zu den größten Affären in der US-Sportgeschichte zählt. Auslöser waren insgeheime, gegen die Regeln der National Collegiate Athletic Association verstoßende Zahlungen, die Spieler der in Dallas beheimateten Southern Methodist University in den 1970ern bis ins Jahr 1985 erhielten. Die gegen die Mannschaft verhängten Strafen, darunter ein Ausschluss vom Spielbetrieb für die gesamte Saison, gehörten zu den schwerwiegendsten in der Geschichte dieser Sportart.

Army-Navy – Rivalität seit mehr als 100 Jahren

Die zwischen Army und Navy herrschende Rivalität gehört zu den ältesten, legendärsten und spektakulärsten Gegnerschaften im Bereich des College-Footballs. Diese Auseinandersetzung, bei der sich tiefer Respekt und inniger Zwist noch schneller abwechseln als jährlich neuen Outfits, nahm ihren Anfang am 29. November 1890, als Dennis Mahan Michie, Kadett und Footballtrainer an der US Army Militärakademie Westpoint, die Herausforderung der Naval Academy zu einem gemeinsamen Footballspiel annahm. Zuletzt konnte die Army mit einem 21:17-Erfolg im Jahr 2016 eine 14-jährige Durststrecke und damit die längste Negativserie dieses Duells beende.

Der College Football und seine Maskottchen

Ein wichtiger Bestandteil der College-Football-Teams sind ihre Maskottchen. Zu den bekanntesten gehören Osceola und Renegade, die offiziellen Maskottchen der Florida State University Seminoles. Zur Eröffnung eines jeden Spiels dieser Mannschaft reitet Osceola, der den gleichnamigen Seminolen-Häuptling zum Vorbild hat, auf seinem Appaloosa-Pferd Renegade mit einem brennenden Speer in der Hand zur Spielfeldmitte, wo er ihn in den Boden rammt. Weitere sehr beliebte Maskottchen sind:

  • der Stier der Buffalo Bulls
  • der Stanford Tree der Stanford Cardinals
  • die Bulldogge Uga von den Georgia Bulldogs
  • die Ente der Oregon Ducks
  • der Spartaner „Sparty“ von den Michigan State Spartans
  • „Brutus Buckeye“ von den Ohio State Buckeyes
  • die Alligatoren „Albert und Alberta“ von den Florida Gators
  • „Herbie Husker“ von den Nebraska Cornhuskers