Ernüchternde Derby-Pleite gegen Wuppertal


Siegeszug gebrochen. Der AFC Remscheid Amboss hat im dritten Saisonspiel der Oberliga NRW die erste Niederlage kassiert. Beim 08:28 (0:7, 0:7, 0:0, 8:14) gegen die Wuppertal Greyhounds fand die Mannschaft von Head Coach Carsten Weber vor etwa 500 Zuschauern im Stadion Reinshagen nie das richtige Mittel und gab die Tabellenführung an die Cologne Crocodiles Prospects ab.

#89 Dennis Remmers, Amboss
#89 Dennis Remmers, Amboss
Foto: CEPD Sports

Wir haben heute die Energie nicht auf den Platz gebracht und zu wenig Plays gemacht”, sagte Weber, der auch sein drittes Duell als Amboss-Cheftrainer gegen den bergischen Rivalen verlor. “Das Bittere ist, dass die Wuppertaler nichts Überraschendes gemacht haben. Sie haben genau so gespielt, wie wir es vermutet hatten, aber wir haben nichts gefunden, diese einfachen Plays zu unterbinden”, so Weber weiter: “Aber wir sind eine junge Mannschaft und müssen noch viel lernen.”

Schon der erste Drive der Greyhounds sollte sinnbildlich für die weitere Partie stehen. Tief in der eigenen Hälfte spielten die Wuppertaler mutig einen vierten Versuch “and Inches” aus und holten nicht nur ein neues First Down, sondern kamen in Abwesenheit von Amboss-Kapitän Marc Schnabl (private Gründe) über einen tiefen Run gleich zum Touchdown. Ärgerlich: Der Runningback der Greyhounds durchbrach schon an der Line of Scrimmage mehrere Tackles der Amboss-Verteidigung.

Der Amboss war nah dran, den gegnerischen Drive durch ein “Turnover on Downs” zu stoppen, verpasste aber durch mehrere verpasste Tacklings das Momentum und konnte nur zusehen, wie dem Gegner ein Big Play gelang. Aber auch die Amboss-Offense zeigte sich zunächst verunsichert, der erste eigene Drive endete nach einem Fumble von Quarterback Tom Schröder – wenigstens hielt diesmal die Defense.

Tief in die eigene Hälfte gedrängt musste der Amboss im zweiten Viertel aus der eigenen Endzone punten. Wuppertal, trainiert von Albert Thüssing, 2019 noch Offensive Coordinator des Amboss, nutzte die Gelegenheit, den eigenen Drive 35 Yards vor der Amboss-Endzone zu starten und erlief mit seiner Offense einige Plays später den zweiten Touchdown für die Gäste. Nun aber fand die Offense des Amboss langsam ins Spiel. Schröder lenkte seine Offense First Down für First Down über das Spielfeld und hatte sechs Sekunden vor dem Ende des zweiten Viertels ein entscheidendes Play vor der Brust. Der Pass des Quarterbacks fand über knapp 20 Yards Wide Receiver Ron Burak, der nur wenige Zentimeter vor der Greyhounds-Endzone gestoppt wurde. Da der Amboss keine Timeouts mehr hatte, ging es ohne Punkte in die Pause.

“Der Spielzug passte zum heutigen Tag. Hätten wir hier das letzte Yard noch gemacht, dann wäre es ein richtiger Fight nach der Pause geworden”, erklärte Weber nach dem Spiel. Trotzdem fand der Amboss gut in die zweite Halbzeit. Runningback Dennis Remmers war in mehreren Spielzügen zur Stelle, doch die langen Drives führten abermals nicht zu Punkten. Dem Amboss war in dieser Phase auch anzumerken, dass Jens Vogt, ebenfalls Tight End, verletzt fehlte und Runningback David Engelmann verletzungsbedingt nur sporadisch eingesetzt wurde.

Dann ein Schockmoment für den Amboss. Wide Receiver Michael Schönen, mit bisher zwei Saison-Touchdowns effektivster Passempfänger, zog sich eine tiefe Wunde am rechten Unterarm zu und schied vorzeitig aus. Als eingangs des Schlussviertels den Wupppertalern, die für die Saison zwei US-Amerikaner verpflichtet haben, nach mehreren erfolgreichen Läufen der dritte Touchdown gelang, war auch die bis dahin gute Moral des Amboss gebrochen. Ein Drive später erhöhten die Greyhounds auf 28:00. Immerhin – einen letzten Ballbesitz nutzte der Amboss, um erneut über Remmers und Tight End Marlon Moretti, der mehrere wichtige Bälle fing, sich aber auch einige Drops erlaubte, Raumgewinn zu erzielen. Mit dem vierten Versuch und Goal passte Schröder dann in der Schlussminute auf Tobias Picard in die Endzone und betrieb so Ergebniskosmetik. Die anschließende Two Point Conversion gelang – diesmal mit einem Pass von Schröder auf Wideout David Gamenick. Erfreulich: Für Picard, der noch U19 spielen könnte, und Gamenick waren es jeweils die ersten Catches für Punkte in dieser Saison.

Wir gewinnen und verlieren zusammen als Team und dieses Spiel war nochmal ein Fingerzeig, das wir in jedem Spiel hart arbeiten müssen. Heute waren wir immer einen Schritt zu spät dran am Gegner. Das hat Wuppertal besser gemacht, aber es war kein Klassenunterschied, so wie das Ergebnis es zwischenzeitlich darstellte. Es haben viele Kleinigkeiten heute nicht gepasst, was in der Summe dann nicht gereicht hat”, sagte Weber, der den für Dienstag geplanten trainingsfreien Tag strich und für Montag, auf Anfrage der eigenen Defense, eine Video-Spielanalyse zusätzlich ansetzte.

Der Amboss, dessen schwarze Derby-Serie somit erhalten bleibt, hat nun eine Bye Week und kann sich so zwei Wochen auf das Gastspiel bei den Cologne Crocodiles Prospects vorbereiten. Dann kommt es erneut zu einem Topspiel, denn nach dem 42:13 der Kölner am Samstag gegen die Münster Mammuts ist der Amboss aktuell Tabellenzweiter, während die Crocodiles neuer Spitzenreiter sind. Aber das Tabellenbild kann sich am spielfreien Wochenende des Amboss ja noch ändern.

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